Auch bei diesem Artikel werde ich mich eines alten und bekannten Tricks annehmen: ich werd nicht jeden einzelnen Tag beschreiben, sondern eine Zusammenfassung unserer Highlights erstellen (auch wenn doch der eine oder andere Tag dabei genauer besprochen wird).

Am Morgen nach dem Ausflug zum Bambus-Zug ging es weiter mit dem Schiff nach Siem Reap.
Wer Siem Reap nicht kennt muss sich nicht schämen, es ist eigentlich ein kleines Städtchen, was sich kurz vor den Ruinen Angkors befindet. Angkor und speziell Angkor Wat wird als die Mutter aller Tempel bezeichnet. Warum dies durchaus berechtigt ist, erkläre ich später genauer. Auf diesen Tripp hatte ich mich seit der Erkenntnis WO Angkor zu finden ist, gefreut! Vielleicht war es diese Vorfreude die mich kaum hatte schlafen lassen und dafür sorgte, dass ich am Morgen völlig gerädert aufgewacht bin. Je weiter der Tag voran schritt, stellte sich heraus das es wohl nicht nur die Vorfreude war, sondern wohl eher etwas falsches gegessenes. Der Gang zur Toilette wurde immer schneller, aber es half nichts, wir mussten los, das Boot wartet nicht.
Wie am Vorabend verabredet, trafen wir unseren Tuk-Tuk-Fahrer und unsere beiden Franzosen und fuhren zu der Anlegestelle. Auf Grund von Hochwasser nahm das Boot leider nicht die Anlegestelle direkt in Battambang, sondern nochmal 8-10 km entfernt, irgendwo mitten in der Pampa. Wenn unser Tuk-Tuk-Fahrer nicht so auf ZACK gewesen wäre, wir hätten sie nicht gefunden, geschweige denn rechtzeitig erreicht.
So ging es aber rechtzeitig an Bord und ich konnte nichts anderes tun als mich etwas hinzulegen und die geplanten 6h etwas zur Erholung zu nutzen. (Dies allerdings nicht alles andere als einfach, wenn man nur eine Holzbank zur Verfügung hat.) Steffi hatte sich mit der Kamera bewaffnet und so konnten wir wenigstens ein paar schöne Bilder unserer Fluss- und See-Reise festhalten.
Meine Wenigkeit hatte sich zwischenzeitlich schubweise mit der Fütterung von Fischen beschäftigt, danach ging es aber zumindest wieder aufwärts mit mir. Müde und KO lag ich noch etwas um, bis es mir zusehens besser ging. Immer mehr konnte ich wahrnehmen wie toll die Landschaft war, an welch schönen Hütten und ganzen schwimmenden Dörfern wir vorbei fuhren. Zwischendurch kamen immer wieder Longtail-Boote an unser Schiff gefahren und Einheimische stiegen immer wieder ein und aus, es wurde Ware verladen und in dem einen oder anderen Longtail-Boot konnte man auch ein schönes Gewehr bewundern.  Das Landleben ist wohl etwas rauer als das Stadtleben. Leider hat nur Steffi die Waffe gesehen, somit fehlt das technische Know-how um was es sich handelte, nur ein Gewehr wurde erfolgreich identifiziert.

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Als sich unsere Reise dem Ende näherte, war ich soweit wieder auf dem Damm und konnte das nun folgende Spektakel LIVE miterleben. Eine reine Erzählung hätte ich nicht glauben können. Nachdem Patrick und Anita von dem Gästehaus von Tanja und Frank geschwärmt hatte, haben wir uns kurzfristig dazu entschlossen ebenfalls bei ihnen anzufragen und tatsächlich ein Zimmer (das letzte) bekommen. Tanja und Frank sind 2 Auswanderer die sich in Siem Reap nieder gelassen haben.

Zwischenzeitlich mussten Sie umziehen, also stimmte die Adresse nicht mehr. Zu unserer Freude schickten uns einen Tuk-Tuk-Fahrer der uns direkt an der Anlegestelle abholte. Das war Luxus! Wie groß dieser Luxus war stellte sich aber erst bei dem Anlegeprozess heraus. Das Tuk-Tuk-Fahrer und Schlepper auf einen einstürzen, hatten wir bereits erlebt, aber noch nie in dieser Form. Das Schiff legte auf Grund von Platzmangel längs an dem Pier an. Dazu quetschen sich Kambodschaner, genauso wie Vietnamesen, zwischen 2 bereits anliegende Schiffe. Während dieses Prozesses sprangen die Tuk-Tuk-Fahrer wie Piraten auf unser Boot und belagerten jeden mit dem Kampf um einen Fahrgast. Nun ging der Anlegeprozess aber noch ein paar Minuten und binnen weniger Sekunden war das Boot mit mehr Tuk-Tuk-Fahrern voll als es Gäste hatte, das Gedränge war echt nervig. Um so beruhigender war es, dass wir sagen konnten „wir haben bereits“. Unser Tuk-Tuk-Fahrer hilt ein Schild hoch und war sichtlich nervös, bis wir endlich bei ihm waren.
Danach ging alles schnell und reibungslos, wir bekamen einen ersten Eindruck von Siem Reap und stellten fest: sieht nach Kleinstadt aus. Bei Tanja und Frank angekommen, begrüßte uns Frank erst einmal herzlich, zeigte uns das Zimmer und erklärte uns wie es in Siem Reap und mit den Touren so ungefähr aussieht. Auch vorher hatten wir uns schon dazu entschlossen 3 Tage im Angkor Park zu verbringen und auf Anraten von Frank sollten wir mindestens einen Ruhetag dazwischen einlegen, da es sonst leicht zu einem Wat-Koller kommen kann. Darüber hinaus erhielten wir unser Siem Reap – Survival Pack, eine Karte mit den Tempeln und eine weitere Karte von Siem Reap selbst mit den Hinweisen wo es leckeres (und günstiges) Essen gibt. Schnell merkten wir, das es ähnlich zu Köln ist: es gibt die richtige und die falsche Seite des Flusses. (Welche nun welche ist, sei mal dahin gestellt und unterscheidet sich auch je nach Interview-Partner.) Wir waren auf der eher untouristischen Seite mit etwas mehr lokalen Essensmöglichkeiten und Geschäften, wohingegen die andere Seite voll mit Zeug für westliche Touris ist.
Selbstverständlich haben wir uns dies auch angesehen, aber alles in allem muss ich sagen: wir fühlen uns nicht wohl in der Mitte von einer ganzen Straße die Abends abgesperrt wird, damit die Touris Party machen können. Natürlich haben auch wir den einen oder anderen westlichen Luxus genossen, waren aber immer wieder froh auf „unsere“ Seite des Flusses zurück kehren zu können, zumal die Preise auch westliches Niveau hatten, ohne zwingend mit der Qualität überzeugen zu können.

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Nach einen Tag Erholung starteten wir unseren 3 Tages-Trip im Angkor Park.
Für unsere Trips hatten Tanja und Frank einen Tuk-Tuk-Fahrer reserviert, der mit den beiden zusammen arbeitet. Dieser wurde nach Kilometern bezahlt und nicht nach Zeit. Somit hatten wir einen exklusiven Fahrer, der uns nicht drängelte und auf unsere Wünsche einging. Sehr angenehm und eine extrem gute Beruhigung, da wir uns je Tempel so viel Zeit nehmen konnten wie wir wollten.
Der erste Tag wurde von Tanja und Frank als „große Tour“ bezeichnet und umfasste die etwas abgelegeneren Tempel, die auch etwas mehr Zeit auf Grund der Entfernung zwischen ihnen in Anspruch nimmt. Dafür hat diese Tour den Charme, dass man die Gegend um den Angkor Park zu sehen bekommt und wieder etwas mehr Einheimische ohne soooo viel Tourismus erleben darf. Wieder einmal konnten wir erkennen das Kambodscha wunderschön ist und vor üppiger Natur nur so strahlt. Die Tempel waren jetzt schon beeindruckend, es waren noch keine Tempel die namentlich als erstes genannt werden im Zusammenhang mit Angkor, dennoch war es beeindruckend die Reste der Tempel und auch die  detailreichen, seit über 1000 Jahren erhaltenen, Fresken zu bewundern.

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Der erste Morgen gab uns schon einen kleinen Vorgeschmack auf die folgenden Tage: Touristen, Touristen, Touristen. Durch die Berühmtheit von Angkor sind unheimlich viele Touristen aus allen Teilen der Welt angereist und bestaunen die Tempel teilweise in großen Gruppen von 15 oder mehr Leuten. Dadurch geht sehr die Stimmung verloren, fanden zumindest wir.
Dennoch bereitete uns dieser Tag mit seinen Bauten bereits auf den nächsten Tag vor. Es stand die „kleine“ Tour auf dem Plan.  Da ich gern den Sonnenaufgang über Angkor Wat fotografieren wollte, ging der Tag sehr früh los für uns. Genauer gesagt um 4 Uhr Morgens. Dank eines Tricks von Tanja und Frank sollten wir aber zumindest etwas Glück mit den Touris haben. Die Empfehlung war: Schaut Euch den Sonnenaufgang an, wenn ihre Eure Fotos habt, geht raus und fahrt direkt zu Ta Prohm, dem Dschungel Tempel, anschließend könnt ihr azyklisch fahren. An diese Empfehlung hielten wir uns auch.
Leider hatte das Wetter nicht so mitgespielt und ich habe nur einen Sonnenaufgang verdeckt von einer Wolke erleben dürfen. Auch von einer vermuteten romantischen Stimmung waren wir weit weg. Die guten Punkte waren von Asiaten aller Länder mit ihren Kameras und Stativen umkämpft, teilweise wurde sich sogar noch vor gedrängelt, was Steffi am eigenen Leib erleben durfte („Sorry Mister, das ist MEIN Fuss auf den Sie gerade Ihr Stativ stellen!!!“) Wie immer hatte ich nur mein kleines Stativ mit, aber das sollte mir reichen. Von den anderen Fotografen wurde ich dafür müde belächelt. Ein freundlicher Kambodschaner, der sich selbst Harry Potter nannte („It’s easier for you!“) bot uns noch einen Kaffee an, aber wir hielten uns an den Plan von Tanja und Frank und verließen Angkor Wat so schnell wie möglich.

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So wenig das Wetter auch mitspielte, um so schöner, leerer und beeindruckender war der Dschungel Tempel! Hier wurden Szenen für Tomb Raider gedreht und dadurch hat dieser Tempel noch mehr Berühmtheit erlangt als er durch diese beeindruckende Mischung aus Natur die sich den Tempel zurück erobert und den Resten des Tempels, sowieso schon hatte. An unserem Morgen konnten wir den Großteil der Tour dort allein machen und ich war hell auf begeistert! DAS war genau DAS, warum ich nach Angkor wollte, hier blühte mir das Herz auf und das frühe Aufstehen war vergessen. An einer schönen Shooting-Stelle für gemeinsame Bilder mussten wir uns leider kurzfristig umpositionieren, da aus einer Spalte zwischen 2 größeren Steinen immer mehr Beine heraus gestreckt wurden und allein auf Grund der Größe der Beine wollten weder Steffi, noch ich, das Spinnentier dazu sehen. Leider ist mir hier kein Foto geglückt, ich hab es schlicht und ergreifend nicht gemacht. (Das bereue ich im Nachgang ziemlich!)
Als der Tempel immer voller mit Touris wurde, waren wir fertig und konnten uns den anderen Tempeln widmen. Dieser Tag war gefüllt mit einem beeindruckenden Tempel nach dem anderen, doch am Ende stellte  sich der befürchtete Tempel-Koller ein, wir sahen nur noch Steine und hatte kein Auge mehr für die schönen Details.
Somit beschlossen wir den größten Tempel (Angkor Wat) auf den 3. Tag zu legen, was sich als gute Idee heraus stellte.

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Am darauf folgenden Tag machten wir Pause, diese war dringend notwendig. Auf der Suche nach einem Geldautomat der keine 3-5 $ Gebühr pro Abhebung verlangt, passierte aber das wohl am wenigsten Gewünschte überhaupt: der Automat fraß meine Karte… Es war Samstag, die Bank hatte zu und wie uns ein Schild mitteilte, auch noch bis Mittwoch geschlossen… Was sollten wir tun? Klar haben wir andere Karten, aber diese verlangen immer 5€ pro Geldabhebung + ggf. Gebühren am Automaten. Das läppert sich über die restlichen 1 1/2 Monate, zumal häufig eine Grenze von einmaliger Abhebung von 150 $ liegt. Wenig um für 2 Leute Unterkunft, Essen und die Transporte + Visum zu bezahlen…Aber was tun… Ist das ein Trick?! Wird die Karte dann missbraucht!? Wir waren unsicher und riefen erstmal in Deutschland bei der DKB an. Der Herr an der Hotline teilte uns als allererstes mit, dass sie keine Ersatzkarte ins Ausland schicken könnten. Somit ging die Option schon einmal nicht… Selbstverständlich sollten wir sie sperren, aber das wäre dann endgültig… Das war auch nicht das was wir suchten… Argh… Wir beschlossen mit einem mulmigen Gefühl die zusätzlichen Tage zu warten und das Risiko einzugehen. Im Nachhinein war es eine gute Idee, am Mittwoch waren wir kurz vor Öffnung der Bank da und erkannten: das ist wohl normal. Der Schlüsselmeister der Bank öffnete die Bank an sich und ging dann ganz routiniert an die Automaten, schloss diese auf und holte insgesamt einen ca. 5 cm hohen Stapel aus dem Automaten. Alles Karten, die der Automat nicht mehr preisgegeben hatte… Auch gab es ein Standard-Formular mit dem ich meine Karte in Verbindung mit meinem Reisepass auslösen konnte und tadaaaa, alles war wieder gut… Nur die Tage sind uns verloren gegangen, ärgerlich genug… Zu entdecken gab es dennoch genügend.

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Nun aber zum 3. Tag im Angkor Park. Nach langem Hin und Her, ob es sich nochmal lohnt so früh auf zu stehen, wollte ich es doch nochmal wissen. Also, wieder um 4 aufstehen *grml*
Als wir das Zimmer verließen wurden wir von einem schönen Regenschauer überrascht, was natürlich direkt als Dämpfer wirkte… Aber unser Tuk-Tuk-Fahrer war da und wartete bereits auf uns. Also auf gehts.
In Angkor Wat angekommen, leuchteten wir uns diesmal selbst den Weg, wir wussten ja wohin. Auch war diesmal das Gedränge nicht so groß, wir konnten uns beide bequem hinstellen. Harry Potter lief uns diesmal nicht über den Weg, aber wir vermuteten, dass er uns auch diesmal gern wieder einen Kaffee angeboten hätte. Das übernahm dafür sein kleiner Freund Justin (wir vermuten mal Bieber oder Timberlake). Der Regen hatte zwischenzeitlich aufgehört und mit jeder Sekunde zogen die Wolken hinter Angkor Wat ab und flogen auf uns zu. So entwickelte sich ein Schauspiel, wie es schöner nicht sein könnte: Die Sonne ging auf, beleuchtete den Tempel von hinten, die Wolken bildeten eine schöne Szenerie, bei der ich ca. 500 Fotos geschossen habe. 😉
Glücklich gingen wir zur Entdeckung von Angkor Wat und auch hier wurden wir in unserer Entscheidung bestätigt mit einem frischen Kopf an Angkor Wat heran zu gehen. Es gab hier viel zu sehen, zu entdecken und vor allem mit den Augen aufzunehmen, dass es schade gewesen wäre dies nur als Nebensache abzuhaken.

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Anschließend gingen wir noch einmal in die für mich 3 schönsten Tempel. allein um die Erinnerungen aufzufrischen und ggf. Fotos nachzuholen. Schnell merkten wir, wir hatten alles gesehen und die Menge an Touristen zerstörte jedes Flair, sowohl vor Ort, als auch auf Fotos.
Wir beendeten unsere Angkor Tour mit einem breiten Lächeln, das war beeindruckend!!!

Nachdem wir die  Karte endlich wieder bekommen hatten, machten wir uns auf die Suche nach einer Tour Richtung Laos, die 4000 Inseln warten auf uns. Im Internet und auch von den generellen Berichten stand uns eine der grausamsten Fahrten bevor, aber wir wollten uns nicht verängstigen lassen, wir buchten also unsere Bustour, mal schaun was  es von der Reise zu berichten gibt.

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PS.: Wer meine Leidenschaft für Fotos kennt, kann sich ausmalen wie umfangreich die Sammlung der Bilder von diesen Tage ausgefallen ist. Um so schwieriger war es aus den ca. 2000 Bildern das richtige zu finden und Euch einen Eindruck vermitteln zu können. Ich hoffe es ist uns dennoch gelungen. 🙂