Eins muss man den Vietnamesen ja lassen, ihre Züge und Busse fahren pünktlich auf die Minute los. Die Ankunft hingegen ist meistens mit einer ca. Zeit versehen, aber die Abfahrt, da kann jeder Deutsche nur von schwärmen. 🙂

Aber erzählen wir die Geschichte mal von vorne. Zuletzt hatten wir uns gerade wieder in Hanoi eingefunden und sind mehr oder weniger direkt wieder aufgebrochen in das schöne Städtchen Bac Ha. Bac Ha ist touristisch eher weniger bekannt, außer für einen Tag: Sonntag. Dann kommen Blumen-H’mong nach Bac Ha und veranstalten dort einen Markt mit vielerlei Waren und Gütern. Genau das war unser Ziel. Doch die Reise ist alles andere als einfach, weil es keine direkte Verbindung gibt.

Mit dem Taxi ging es vom Hotel zum Bahnhof. Ga Ha Noi war schnell und gefühlt auf dem direkten Weg gefunden, so dass wir ziemlich zügig in der Wartehalle saßen und völlig überfordert auf die vietnamesischen Tafeln schauten, die uns alles sagen sollten. Einfacher war da die Frage beim Auskunftsschalter welcher prompt auf die Frage wann es los gehen sollte antwortete „now“. Mit unseren vom Hotel gekauften Tickets hatten wir uns etwas entsetzt schleunigst auf dem Weg zum Ausgang gemacht und standen dann im dunklen NICHTS plus ein paar Gleise ohne Zeichen zur linken. Ein paar freundliche Touries haben uns dann mitgenommen und nachdem wir einige Wagen passiert hatten, waren auch die Aufschriften der Gleise erkennbar.

Puh, die erste Hürde geschafft. Der Zug, der Wagen und das Abteil waren schnell gefunden. Leider schliefen wir auf unterschiedlichen Ebenen, Steffi oben, Mischa unten. Dafür aber auf der gleichen Seite. Wir teilten uns das Abteil mit einem Touri von den Philippinen und einer Vietnamesin + ihrem kleinen Kind. Das goldige Kind hat schnell gezeigt, das sie das Zeug zur Entertainerin hat und war wohl auch diejenige die am längsten von uns allen durchgehalten hatte. Dem sanften Schunkeln und Wackeln des Zuges (und evtl. dem 5:30 Uhr aufstehen) zu verdanken, hatte sich schnell Müdigkeit bei uns breit gemacht, doch an Schlaf war nicht wirklich zu denken. Mir war es in der untersten Koje zu warm und stickig und die Klimaanlage war bei zu mir nicht zu spüren. Anders erging es dahingegen Steffi. Sie hatte mit dem oberen Bett praktisch direkt unter der Klimaanlage geschlafen und musste sich mit der beiliegenden Decke einmummeln um nicht Eiszapfen an der Nase zu bekommen. Mit fortschreitender Stunde erging es mir genauso und so lagen wir dann alle unter der Decke und schliefen mehr oder weniger bis zur Ankunft in Lao Cai.

Um ca. 4:22 Uhr war es dann soweit. Der Schaffner klopfte sanft mit der Faust gegen die Außenwand und weckte uns sanft wie zu Bundeswehr-Zeiten.

Kaum aus dem Bahnhof gestürmt, hatten uns unzählige Taxi- und Bus-Fahrer empfangen, die uns alle gern nach Sa Pa, die touristische Hochburg des nördlichen Vietnams bringen wollten. Doch das war nicht unser Ziel, wir konnten allen beruhigt absagen und sie weg schicken um noch bis ca. 6 Uhr auf den offiziellen Bus zu warten. Lao Cai zeichnet sich (nach unserer Meinung) vor allem durch einen großen Bahnhofsvorplatz aus. Das war es allerdings auch schon. Einzig der nervige Typ mit Sonnenbrille mit dem hartnäckigen Wunsch uns die Fahrt nach Bac Ha für den 3-fachen Preis an zu bieten war eine Konstante an diesem Morgen. Ansonsten war mit zunehmender Zeit auch zunehmende Hektik zu verspüren. Dem Lonely Planet und dem hartnäckigen Drängen von Steffi sei Dank hatten wir uns dann auf die Suche nach dem Bus-Bahnhof gemacht.

Geholfen hat uns am Ende ein kleines, grünes Männchen, indem er uns die Richtung zum getrennten Busbahnhof gedeutet hatte. Dieser war nicht weit entfernt, nur nicht leicht zu finden/sehen, wenn man es nicht wusste. Dort angekommen hatte uns der Fahrer willkommen geheißen und den offiziellen Preis gezeigt. Beruhigt gingen wir mit ihm und fanden schnell den kleinen, Bus, in dem unsere Sachen neben Reissäcken und anderen Warenlieferungen verstaut wurden. Kurz darauf ging die Fahrt auch schon los. Kaum hatten wir den Busbahnhof verlassen, stiegen ein Tourist und 2 Vietnamesen ein, die ihm einen Platz zeigten und ihm dann andeuten nichts zu sagen. Schon ging es zur nächsten Gruppe von Touristen und Vietnamesen, da war er wieder, der Typ mit der Sonnenbrille. Diesmal im Schlepptau von einem älteren Pärchen. Dieses hatte schon aufgebracht den Bus passiert und sah eher aus als hätten sie die Preisverhandlungen abgebrochen, auch das laute Wort „fini“ hatte uns gezeigt, dieser Franzose wollte nicht mehr verhandeln. Zu unserer Überraschung kamen sie aber dennoch bald wieder in den Bus. Während uns der vorherige Tourist (Schweizer) gefragt hatte was wir zahlen und sich anschließend weigerte den überteuerten Preis hin zu legen, wurde dem armen französischen Pärchen der 3-Fache Fahrpreis abgenommen und anschließend in dem Bus wieder allein gelassen.

Dieser wilde Anfang beruhigte sich etwas über die nächsten 2 ½ h und als wir in Bac Ha ankamen, war aller Ärger vergessen. Die malerische Strecke auf dem Weg in das verschlafene Berg-Dorf war erholsam und auch hatten wir ein annehmbares Hotel vor Ort schnell gefunden. Der erste Stadtbummel zeigte uns: hier gab es nicht viel außer ein paar Hotels mit Restaurants und Straßenständen, sowie die normalen Läden zum Alltag vor Ort. Doch die begonnenen Arbeiten an dem Marktplatz zeugten davon, dass es am Sonntag anders aussehen sollte.

Den Samstag hatten wir mit Erkundungen in und um Bac Ha schnell hinter uns und so ging es am Abend auf die Jagd nach einem guten Essen. Die Hotels hatten alle überhöhte Preise, so gingen wir weiter bis wir an einem Barbecue vorbei kamen, an dem auch 2 französische Touris saßen. Nach einem kurzen Gespräch, setzen wir uns dazu und hatten uns in echten vietnamesisches Live-coocking wiedergefunden. Einfach auf das zeigen was wir wollten und die freundliche Dame haute unsere Speisen auf die Flammen, welche von Pilzen über Schweine- und Geflügel-Fleisch bis zu Bohnen am Spieß reichte. Alles ging super schnell auf dem Grill, wurde lecker gebraten und hatte eine besondere, gegrillte Note. Begleitet von dem Gespräch mit den beiden jungen Franzosen konnten wir ein sehr angenehmes Abendessen verleben und gesättigt diesen Tag beenden.

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Der Sonntag begann mit Musik aus den großen Propaganda-Lautsprechern und kündigte einen großen Tag an. Um 6 standen wir auf, wir wollten den Markt vor den Touri-Bussen aus Sa Pa erreichen. Hier wurde uns alles geboten, Kleidung, modern bis traditionell, Obst, Tabak (auf einer Plane ausgebreitet), frisches Fleisch, junge lebendige Hunde und Wasserbüffel, sowie Schnaps in Kanistern die als Verkaufswert an den Mann gebracht werden sollten.

 

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Mehrfach schlenderten wir über den Markt, trafen unsere Bekannten aus dem Bus und tauschten uns auch über tolle Stellen am Markt aus. Dieser Markt war durch seine Vielfalt und seine Besucher sehr aufregend und verlor erst mit dem Anreisen der verschiedenen Tagestouren ihren Reiz. Als es voll wurde und die eigentlich immer präsente Höflichkeit langsam dem Gedrängel eines Wies’n-Besuches wich, entschlossen wir uns erst einmal die Gegend auf eigene Faust zu erkunden. Einige Gehminuten außerhalb des Dörfchens ergaben sich auch schon die ersten neuen Eindrücke: Berge, Reis-Anbau-Terassen und das ländliche Leben in Vietnam. Unglaubliche Eindrücke begleiteten uns und wir konnten diesen Spaziergang in der Stille an der FRISCHEN Luft immer mehr genießen. Selbst als wir einige Touristen trafen, konnten wir munter über sie schmunzeln, sie waren gerade keuchend und schwitzend auf den Rückweg zu ihrem Kleinbus, der sie nur in die Nähe dieses schönen Aussichtspunktes gefahren hatte.

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Für uns war es ein toller Abschluss des Tages und unseres Ausfluges in den Norden von Vietnam, am Folgetag ging es wieder nach Lao Cai, wo wir das erste Mal erfolgreich die richtigen Zugtickets gekauft haben, obwohl auch hier wieder „nette Damen“ versuchten uns mit „special Preisen“ das Leben und die Brieftasche zu erleichtern.