Tag 1

Um 08:40 Uhr ging unser Shuttlebus vom kleinen Bahnhof zum My Tien Busbahnhof an dem unser Bus um 09:00 Uhr ins Mekong Delta abfahren sollte. Das hat auch alles wunderbar geklappt, die Fahrt dauerte insgesamt 3 Stunden. Wir hatten uns für Can Tho entschieden, weil von dort die schwimmenden Märkte, die ja eines der Highlights im Mekong Delta sein sollten, am besten und schnellsten erreichbar sein sollen. In Can Tho angekommen, mussten wir zuerst einmal feststellen, dass unser Lonely Planet halt doch schon etwas älter ist. Der Busbahnhof an dem wir ankamen, stand nicht auf der Karte, durch Mischas Handy konnten wir aber den ungefähren Standort ausmachen und den Taxifahrern abwinken, wir sind ja schließlich geübte Wanderer. Ca. 25 Min. später befanden wir uns am Ufer des Mekongs und klapperten die Hotels ab. Nach einigem Suchen fanden wir direkt am Ufer ein kleines Hotel und machten für den Folgetag eine Tages-Tour zu den Schwimmenden Märkten und durch die Kanäle aus. Den Rest des Tages verbrachten wir mit der Erkundigung der Uferpromenade und der Stadt. Inzwischen mussten wir feststellen, dass sich die meisten Orte doch irgendwie gleichen. Viel neues gab es für uns nicht zu entdecken. Doch als dieser Eindruck sich gerade festigte, kamen wir von den Seitenstraßen der Stadt zurück an die Uferpromenade, die anscheinend nur für Touristen erbaut wurde. Dort tobte das Leben. Was am Nachmittag eher einer leeren Straße im wilden Westen glich, boomte auf einmal vor jungen Leuten, Musik, Eltern mit ihren Kindern und vor allem: fast ausschließlich Einheimischen. Fantastisch diese unterschiedliche Kultur wahr zu nehmen und zu spüren wie das Leben zwischen 18  und 22 Uhr durch die Straßen pulsiert. Im „Cappuccino“ gab es noch ein leckereres Essen, dann gingen wir früh zu Bett.

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Tag 2 – die Schwimmenden Märkte

Der Tag begann zu einer sehr unchristlichen Zeit: 05:00 Uhr (quasi vor dem Sonnenaufgang). Um 05:30 Uhr holte uns unser Bootsführer im Hotel ab und brachte uns zu unserem kleinen Boot, mit dem es zu den Märkten gehen sollte. Netterweise gab es gleich ein kleines Frühstück, frische Bananen, die wir uns schmecken lassen konnten. Der erste Markt befand sich nur 7 km von Can Tho entfernt und bestand aus großen Booten, die ihre Waren, Obst und Gemüse, in großen Mengen versuchten an den Mann zu bringen. Hier war „große Mengen“ auch wörtlich zu nehmen. Entgegen der kleinen Stände und Angebote bisher, gab es ganze Schiffsladungen mit Ananas, Bananen, Süßkartoffeln und Dingen, die wir ggf. auf die Entfernung nicht identifizieren konnten. Praktischerweise hatten die meisten ein Stück ihrer Ware an einer langen Stange angehängt, sodass man schon vom Weiten sehen konnte, wer was verkaufte. Dazwischen gurkten ein paar kleinere Boote herum, die frische Pho (Nudelsuppe) verkauften.

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Der zweite Markt befand sich 20 km weiter den Fluss entlang und somit konnten wir der aufgehenden Sonne zusehen und die müde Seele baumeln lassen. Der andere Markt bestand nur aus kleinen Ruderbooten, die Ware war aber durchweg die selbe wie bei ihrem großen Rivalen, nur eben in kleineren Mengen. Dieser Markt war aber auch wesentlich kleiner und gefühlt waren mehr kleine Boote mit Touristen unterwegs, als Verkäufer. Wirklich angenehm war es, dass keines dieser Boote mit dem üblichen „Tourischeiß“ aufwartete, wie wir es bereits in Thailand erleben mussten. Diese Märkte waren wirklich authentisch.

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Im Anschluss wurden wir durch die kleinen Kanäle des Mekongs gefahren und besuchten dabei noch eine Reisnudelfabrik, bei der ich zu meiner Verwunderung feststellen musste, das der Reis nicht nur für die Reisnudeln, sondern auch zum Anheizen der Öfen genutzt wurde. Außerdem durften wir eine Melonenfarm begutachten und eine wacklige Brücke über einen dieser Kanäle beschreiten.

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Unser Fahrer schnitt in der Zwischenzeit noch eine Ananas auf, die wir wie ein Eis am Stiel essen konnten. So ganz nebenbei knotete er hübsche kleine „Farnbasteleien“, mit denen er uns sehr beeindruckte, die aber, wie wir mitbekommen haben, inzwischen auch so ziemlich zum Standartprogramm gehören. Uns hat es dennoch gefallen, wir fühlten uns besonders betreut. Um 15:00 Uhr kamen wir wieder in unserem Hotel an. Und waren für den Rest des Tages nicht mehr zu gebrauchen. Das frühe Aufstehen die letzten Tage steckte uns in den Knochen und beide sehnten wir uns schon nach einem Erholungsurlaub. Eines ließen wir uns dennoch nicht entgehen: die Stimmung am Abend und so beendeten wir den Tag müde aber glücklich mit einem Cocktail in der Hand in einer Kneipe um die Ecke.

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Tag 3 – Entspannung!

Der nächste Tag war zum Ausschlafen gedacht – naja, leider blieb es auch nur bei dem gedacht. Vietnamesen halten nichts von Schlaf, ab 4 Uhr morgens ist es daher durchaus üblich, dass es in den Unterkünften auf den Gängen laut wird, Türen zugeschlagen werden,  Hunde anfangen zu bellen… hach ja, Urlaub ist doch was Schönes. An diesem Tag ging es Steffi nicht besonders gut, sie hatte sich auf dem Boot gestern wohl einen leichten Sonnenstich eingefangen und war daher froh nach dem Frühstück wieder ins Bett verschwinden zu können. Abends wurde sie jedoch unsanft von Mischa geweckt, den sein knurrender Magen quälte und so ging es zum Essen und anschließend in die gestrige Bar zum Verweilen. Dieser Jugendtreffpunkt war ein Beispiel für die moderne und hippe Generation. Es wurde unterschiedlichste Musik gespielt, von Dance-Music über Pop, bis hin zu Rap war alles dabei. So waren nicht nur vietnamesische Künstler zu hören, sondern vor allem internationale. Zu der bekannten Musik und etwas Alkohol hatte sich wohl etwas Mut bei 2 Studenten eingefunden. Auf einmal hab ich mich in einem Gespräch über die Unterschiede der Kultur, der Familienstände, wie es mit beruflicher Zukunft, persönlicher Eindrücke über Vietnam und noch vielen weiteren Themen wiedergefunden, mit denen die beiden Studenten ihre Englisch-Kenntnisse aufbessern wollten. (Und das ausgerechnet bei mir, dass ich nicht lache.) Die Kommunikation klappte dennoch super, wenig Hände und Füße, dafür viel Englisch halfen dabei. Beeindruckt von der Offenheit und der vielen interessanten Eindrücke ging auch dieser Tag schnell zu Ende, am nächsten Tag hieß es: Weiter zur Insel, denn reif waren wir inzwischen dafür.

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Der Abreisetag

Auf unserer Fahrt von Can Tho nach Rach Gia, unserem Tor zur Insel, sollte uns aber noch ein kleines Abenteuer bevorstehen. Mischa hatte sich beim Taxi-Fahrer anscheinend falsch ausgedrückt und dann von den lokalen Bus-Schleppern übers Ohr hauen lassen. So sind wir zuerst anstelle des neuen Busbahnhofs zum alten gebracht worden und haben dort anstelle des schönen luxuriösen Busses, den alten, mit Löchern und einem Fahrkomfort gegen 0 erhalten. Selbstverständlich zum teureren Preis als offiziell… Ziemlich grummelig, aufgrund des bemerkten Betruges ging es dann in diesem kleinen Bus zum „Big Bus“. Nach ca. 3h hatten wir diesen erreicht, es war ein alter Linienbus, der anscheinend in Rach Gia rangiert. Zusammen mit ziemlich verwunderten Locals saßen wir in einem ca. 30 Jahre alten Bus und wurden von allen Seiten bestaunt. Zwei der Locals versuchten dann auch gleich mit uns ins Gespräch zu kommen – auf vietnamesisch. Irgendwie haben wir sogar verstehen können, dass sie von uns wissen wollten, ob wir auch nach Phu Quoc wollten.

An unserer Haltestelle war uns schnell klar warum: wir hatten die Karte und unsere beiden Mitreisenden keine Ahnung wohin sie mussten. So hatte sich eine Zweckgemeinschaft gefunden: die Vietnamesen erklärten uns mit Händen und Füßen wo es die Tickets gab und wir zeigten den Weg bis zur Fähre. Leider fuhr diese aber nicht mehr am gleichen Tag, somit mussten wir eine Nacht dort bleiben. Ein Hotel war schnell gefunden, schwieriger stellte sich die Nahrungsbeschaffung dar. Während unserer Suche fanden wir unter anderem einen Park in dem die Kinder verschiedenen Freizeitbeschäftigungen nachgehen konnten. Angefangen von Musik-Instrumenten, über Kampfsport, bis zum Üben des Drachentanzes war alles dabei. Etwas konnten wir sogar aufzeichnen von der Übungsstunde. (Siehe Video.)

Nach einer längeren Suche nach etwas Essbarem was uns gefallen könnte, fanden wir in einer düsteren Seitenstraße ein kleines „Lokal“ (drei bis vier Tische mit den üblichen süßen Plastikstühlchen) gefüllt mit Einheimischen. Nach etwas hin und her setzten wir uns, wurden wieder begutachtet, bestellten auf die einzige mögliche Art und Weise mit Fingerzeigen „ich möchte das, was er da isst“ und aßen die beste Phô unseres Vietnam-Aufenthaltes. Zwar gilt eher der Norden als „Phô-Land“, aber selbst in der Hauptstadt Hanoi konnte ich keine so gute Phô finden, obwohl ich mehrfach gesucht hatte. Satt und begeistert ging es wieder ins Hotel und früh zu Bett, schließlich wollten wir uns langsam erholen. Leider hatte das Wetter kein Einsehen mit uns. Mitten in der Nacht ergoss sich ein Wolkenbruch mit FETTEN Tropfen auf die Erde und das Wellblechdach direkt unter unserem Fenster, was einen sehr hohen Geräuschpegel verursachte.  Nach 1-2 Stunden war das Theater wieder vorbei und wir konnten endlich weiter schlafen.

Müde trafen wir am nächsten Morgen unsere beiden Vietnamesen wieder und konnten endlich unserer Erholung entgegen streben.

Mehr dazu im nächsten Abschnitt: Phu Quoc.