Was klingt wie die aktuelle von der Bundesregierung propagierte, Menschen bedrohende Krankheit des Jahres 2013 wird in Vietnam als ganz normale Abkürzung für das frühere Saigon verwendet. So findet sich im allgemeinen Sprachgebrauch Ho Chi Minh City und Saigon, wobei mit Saigon meistens nur Distrikt 1 gemeint ist, das „Zentrum“.  Nach einem kurzen Flug sind wir in der ehemaligen Hauptstadt Süd-Vietnams angekommen.
Vom Flughafen ging es mit dem Taxi in unser im voraus gebuchtes Hotel. Dort angekommen (inzwischen war es ca. 23:30 Uhr) erfuhren wir, dass sie leider kein Zimmer in unserer gebuchten Klasse mehr frei hatten – und uns daher zwei Klassen höher gesetzt hatten, natürlich ohne Aufpreis.
Sehr netter Start. 🙂
Das Zimmer war toll, das Hotel sehr gut gelegen – wir hatten zwar nur eine Nacht gebucht, verlängerten das ganze am nächsten Morgen aber gleich um zwei weitere Nächte. Gegen einen geringen Aufpreis durften wir auch weiterhin in dem Zimmer bleiben.

Tag 1 –  Fauna und Flora in HCMC

Nach dem Frühstück, das wir leider in anderen Hotels schon wesentlich schöner und umfangreicher präsentiert bekommen hatten (bestimmt waren wir wieder zu spät für vietnamesische Zeiten – am nächsten Morgen würden wir wieder früher aufstehen, um 08:45 Uhr ist einfach zu spät für Frühstück!) machten wir uns auf Erkundungstour durch die Innenstadt. Diese betrifft in HCMC den Distrikt 1, in dem unser Hotel lag, insgesamt besteht die riesige Stadt allerdings aus 16 Distrikten, die alle ihre Besonderheiten haben.
Da unser Hotel sehr nah am Wiedervereinigungspalast liegt, machten wir uns zunächst zu diesem auf. Kaum an der Außenmauer von diesem angekommen, wurden wir von „freundlichen“ Kokosnussverkäufern angesprochen, die uns den Weg zum Eingang wiesen. „Ach, sind die hier aber freundlich!“, dachten wir in unserer naiven Touri-Art-und-Weise noch… wir sollten das später noch bitter bereuen! Der nächste Kokosnuss-Verkäufer legte Mischa dann sein „Tragegeschirr“ über die Schulter, ließ diesen von ihm ein paar Meter tragen und mich Beweisfotos machen, dann schnitt er uns in einer wahnwitzigen Geschwindigkeit zwei eisgekühlte Kokosnüsse auf und drückte sie uns in die Hände. War ja klar… wir waren auf eine lang erprobte Masche reingefallen. DAS würde uns mit Sicherheit nicht mehr passieren. Ab jetzt mieden wir JEDEN Kontakt mit den Verkäufern, mussten aber auch immer wieder sehen, dass diese Masche auch sehr erfolgreich bei so gut wie jedem Touristen wirkte, der in der Gegend unterwegs war.
Nun gut, zurück zum Wiedervereinigungspalast. Dieser war in seiner Art und Weise schon beeindruckend. Von außen ein modernes Gebäude, dass sich im Inneren seit dem 30.04.1975, dem Tag als die Nordvietnamesen den Palast stürmten, nicht  mehr wirklich verändert hat. Besonders beeindruckend war die Kommandobasis im Keller des Gebäudes und das weit verzweigte Tunnelsystem unter der Stadt, das von dort seinen Ursprung nahm.

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Nach dem Wiedervereinigungspalast machten wir uns zur Kathedrale Notre-Dame und zur Hauptpost auf. (Nein, nicht die in Paris, hier haben die Franzosen ihre Spuren im fernen Vietnam hinterlassen.) Sowohl der Palast, als auch die Kathedrale sind sehr beeindruckende Bauwerke.
Von da aus ging es weiter zum Botanischen Garten und den darin enthaltenen Zoo. Durch die Mittagshitze war es uns ein dringendes Bedürfnis die nächsten Stunden im Schatten der dort befindlichen Bäume zu verbringen. Nun gut… wohl eher Steffis als Mischas, aber als guter Ehemann hat Mischa Steffi nicht allein hinein gelassen. Ein Zoo in Vietnam ist natürlich mit einem Zoo in Deutschland nicht vergleichbar. Angefangen von der Größe und der Ausstattung der Käfige, als auch der Tiere, die hier zu bestaunen sind. So sind hier eigentlich nur Tiere zu sehen, die es so in Vietnam auch in der Natur gibt. Mit viel Glück. Trotz allem ein einmaliges Erlebnis und zur Beruhigung aller: die Tiere sollen wohl alle umgesiedelt werden in einen anderen größeren Tierpark, der sich noch in Bau befindet.

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Als nächstes Highlight stand mal wieder eine chinesische Pagode auf unserer Liste.
Wir wollten die Pagode zu Ehren des Jade-Kaisers (Phuoc Hai Tu), dem höchsten Gott der Taoisten besuchen. Am Eingang erwarteten uns freundliche Damen die, zu unserer Verwunderung, lebende Schildkröten und Fische angeboten haben – mitten in HCMC… Die spinnen die Vietnamesen. Doch schnell wurde uns klar, was es mit diesen Tieren auf sich hatte. Innerhalb der Tempelmauern waren mehrere kleine Teiche und ein separates Wasser-Land-Gehege zu finden, in denen diese Tiere „frei“ gelassen werden konnten. So etwas nennt man dann wohl Kreislauf des Geldes. 😉

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Danach schlenderten wir wieder in Richtung unseres Hotels, auf halbem Wege mussten wir allerdings Halt machen, da wir hier angekommen waren:

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Yeah, richtige Burger! 🙂
Im Anschluss revanchierte sich Steffi mit einer heißerwarteten Suche bei Mischa, die mit Erfolg gekrönt wurde:

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Unser wichtigster Anlaufpunkt für die nächsten Tage war gefunden!

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Tag 2 – Kriegs(reste)museum und Markttag

Den zweiten Tag begangen wir wesentlich früher, nicht zuletzt um vielleicht dieses Mal mehr vom Frühstück abzubekommen – doch wieder wurden wir enttäuscht. Müssen wir NOCH früher aufstehen?! Wo ist das Essen hin, wenn wir kommen?!
Wir machten uns zum Kriegsrestemuseum (so der offizielle Name) auf. Das Kriegsrestemuseum ist wahrscheinlich das bei Touristen beliebteste Museum in HCMC und zeigt auf eindrucksvolle Art und Weise die Geschehnisse des Vietnamkrieges aus der vietnamesischen Sichtweise und legt seinen Schwerpunkt dabei auf die Verbrechen, die während des Krieges an Vietnamesen durchgeführt wurden und das auf eine wirklich schonungslose Art und Weise.
Eine besonders bedrückende Erfahrung war die Fotografiereihe der Kriegsgeschehen von vietnamesischen und westlichen Kriegsreportern, von denen viele ihr Leben in diesem Krieg ließen. Die Gänsehaut wollte nicht mehr von den Armen weichen. Eher verstörend wirkte hingegen die Fotografiereihe der Opfer von „Agent Orange“, ein Mittel, dass die Amerikaner einsetzen um die Wälder möglichst schnell abzuroden, dass jedoch zu grausamen Missbildungen bei direkt Betroffenen und ihren Nachkommen führte.

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Anschließend liefen wir noch einmal zur Kathedrale um sie uns auch von Innen anzusehen. Und dann schlenderten wir über den Ben Thanh Markt, besonders um Mischa mit neuen Hosen versorgen zu können. Doch die Auswahl überforderte etwas, sodass wir uns danach mal wieder im Star Bucks erholen mussten. Da dass örtliche Kinoprogramm nicht wirklich interessant auf uns wirkte, beendeten wir den Abend recht früh in unserem Hotelzimmer um für den nächsten Tag Kraft zu schöpfen.

Tag 3 – Cholon

Endlich – heute morgen haben wir endlich erfahren wohin unser Frühstück verschwindet! In aller Herrgottsfrühe sind wir dieses Mal aufgestanden und der Lärm der uns aus dem Frühstücksraum entgegen kam, war nahezu ohrenbetäubend. Und da saßen sie, jeder der 6 Tische war mit vietnamesischen Touristen besetzt, die, kaum das wir den Raum betraten, ziemlich schnell ihr Frühstück beendeten und wie eine Horde Heuschrecken weiter zog. Dieses Mal haben sie sogar noch weniger übrig gelassen, als an den vorherigen Tagen. Das Küchenpersonal kam mit dem Nachfüllen gar nicht hinterher. Nachdem wir etwas warten mussten um wenigstens noch eine Kleinigkeit zu essen zu bekommen, machten wir uns auf zum Busbahnhof hinter dem Ben Thanh Markt. Erste Tagesaufgabe war: erobern eines kostenlosen Busfahrplans. Für den nächsten Tag hatten wir bereits unsere Weiterreise ins Mekong Delta geplant und so mussten wir uns nur noch um die Tickets für den Bus dorthin kümmern. Leider gab es keine Direktverbindung vom Markt zu der Ticketstelle, die uns unser Hotel genannt hat und so hielten wir ein Taxi an.
Und damit nahm das Unglück seinen Lauf…
Im Lonely Planet stand ja schon viel davon, aber bisher sind wir davon verschont geblieben – aber dieses Taxameter lief doch merkwürdigerweise wesentlich schneller als alle anderen bisher…
Mit einem Gräuel und einer viel zu hohen Rechnung kamen wir aber wenigstens ans Ziel.

Nun gut, die Tickets und Sitzplätze für den nächsten Tag hatten wir reserviert, nun ging es zu Fuss zum Distrikt 5 – Cholon. Der Weg führte uns durch einen etwas unschöneren Teil von HCMC, hier war doch wesentlich mehr Dreck und Müll auf den Straßen und Wegen als im Touristendistrikt. Cholon selbst kann man auch nicht wirklich als schön bezeichnen. Was diesen Distrikt auszeichnet sind jedoch seine vielen verschiedenen Tempel- und Pagodenanlagen, die sich teilweise in den kleinsten Straßen verstecken. Die Zeit verging ziemlich schnell, auch wenn wir etliche Kilometer dabei zurück gelegt hatten.

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Während wir unserem Reiseführer folgten, kamen wir auch an einer historisch wichtigen Kirche in Saigon vorbei. Diese wurde von einem vietnamesischen Präsidenten als Unterschlupf genutzt, als dieser nach vielen unbeliebten Reformen und der Unterdrückung der führenden Glaubensrichtung (Buddhismus) mit Hilfe eines Putsches abgesetzt werden sollte.  Der streng konservative Katholik Diem hatte allerdings nicht viel Glück mit seiner Wahl. Als er keine Unterstützer in seinem eigenen Regime fand, wollte er sich stellen, kollidierte aber noch bei der Verhaftung mit einer oder mehrere Kugeln. Diem kam völlig von Kugeln und mit Messerstichen verstümmelt am nächsten Morgen bei den Führern des Wiederstandes an. Bilder von gefesselten Händen und Füßen sprechen eine deutliche Sprache über den Hass des Volkes. Dies war gleichzeitig auch der letzte Präsident der von den USA unterstützt wurde, bevor sich die USA vollständig aus Vietnam zurück zogen.

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Während unseres gesamten Streifzuges fanden wir einige gewohnte und sehr ungewohnte Eindrücke innerhalb der ehemaligen Hauptstadt Vietnams. Mal gingen wir über einen Markt mit frei ausliegendem Fleisch und Fisch (zur Erinnerung, wir haben noch immer zwischen 26 und 32 Grad hier), mal gingen wir an Geschäften mit Weihnachtsdeko und Halloween-Sachen vorbei, nur um nach der nächsten Ecke durch eine Straße mit dutzenden Gewürzen und Wurzeln, gelagert in riesigen Fässern und Säcken zu gehen.

Auf dem Rückweg nahmen wir den örtlichen Bus, das ging schnell, wundervoll günstig und er brachte uns direkt zu unserem Ausgangspunkt zurück.

Abends besuchten wir die Skybar im Sheraton Hilton und genossen die Ausblick auf den schönsten Teil von Saigon. Das Luxusviertel rund um die Oper zu unseren Füßen erstrahlte in den schönsten Farben, das Essen im Sheraton war zwar für vietnamesische Verhältnisse extrem teuer aber dafür auch superlecker. Wir hatten natürlich wieder das „Glück“ genau in ihren „German Weeks“ da oben zu sitzen. So standen auf der Speisekarte „Leipziger Allerlei“, „Schweinsbraten“ und „Rote Grütze“. Wir entschieden uns gegen das deutsche Menü und wählten Alternativen. Aber die dargebotenen deutschen Brötchen unterschiedlichster Art (Graubrot, Rosinenbrötchen ohne Rosinen, Laugenstange, etc.) aßen wir natürlich trotzdem. WAHNSINNIG lecker und ENDLICH WIEDER GRAUBROT!!!! 🙂

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Fazit Ho Chi Minh City:

–       HCMC ist eine sehr facettenreiche Stadt mit starken westlichen Eindrücken
–       wir dürften jetzt so ziemlich alle Touri-Abzockerdinger durch haben
–       jede Stadt sollte zumindest EIN Starbucks haben!