So langsam häufen sich die Erfahrungen mit dem Bus. Gelesen hatten wir schon viel darüber, doch bisher hatten uns nur der Nachtbus und die Tour-Busse mit Erfahrungen bereichert. Dieser hier war anders, hier regnete es rein… Nicht nur am Fenster, sondern auch auf dem Gang bildete sich ein schönes Schlangenmuster mit dem von links nach rechts laufenden Wasserrinnsal das sich durch bremsen und beschleunigen durch den Bus bewegte… Fast hübsch anzusehen, wäre der Ursprung nicht die unfreiwillige Dusche für Steffi gewesen. Die Fahrt war nur „kurz“ und es gab noch (einen trockenen) Platz im Bus, auf den wir ausweichen konnten.

In Hoi An angekommen begann für uns wieder die Suche nach einem Hotel, freundlich wurden wir von einem „Schlepper“ kostenlos zu einem Hotel gebracht, welches „im Umkreis“ viele andere Hotels haben sollte, auf die man bei Nicht-Gefallen ausweichen könnte. Der hier angewandte Konjunktiv ist vollkommen richtig. Das Zimmer und das Hotel an sich war gut, aber Mischa wollte erst einmal ein Gefühl für die Lage und das „drum herum“ entwickeln. Also wollten wir uns die umliegenden Hotels ansehen. Schnell stellte sich heraus, die „näheren Hotels“ sind ca. 20 Minuten Fußweg entfernt, umgeben von der Altstadt und der Fluß-Promenade. Nach einigem suchen hatten wir etwas gefunden, näher am geschehen und ideal für Ausflüge in das brummende Stadtleben. Den obligatorischen Swimming Pool inbegriffen (auch hier wieder unbenutzt).

So gingen wir also auf Stadterkundung. Mit dem Lonely Planet bewaffnet und auf der Suche nach Tempeln, Pagoden und anderen Sehenswürdigkeiten stellten wir schnell fest das Hoi An deutlich touristischer ist, als alles was wir bisher erlebt hatten. Man konnte für läppisches Kleingeld ein Altstadt-Ticket kaufen, was nur für „wenige“ Sehenswürdigkeiten notwendig ist – zumindest laut Lonely Planet. Schnell stellte sich raus, DER LÜGT! Fast alles war nur mit Vorzeigen dieses Tickets zu besichtigen und keiner hat uns verraten wo man es kaufen konnte, denn unserem Lonely Planet vertrauten wir bei diesem Thema nicht mehr. Viele Sehenswürdigkeiten konnten am Abend allerdings, unter nachlassender Aufmerksamkeit der Security, besichtigt werden. Wir stellten fest, dass es hier viele chinesische Einflüsse gab. Diese kamen im 15. und nachfolgende Jahrhundert als Händler nach Hoi An  und ließen sich dort nieder. Ende des 19. Jahrhunderts wurde eine Anti-China-Kampagne vom vietnamesischen Staat gestartet und viele Chinesen sind aus Angst vor Verfolgung und Tötungen aus Vietnam geflohen. Wahrscheinlich waren es auch die Chinesen die so deutlich die Kunst der Schneiderei in Hoi An hinterließen. Zur Zeit ist es nicht möglich die Innenstadt von Hoi An zu besuchen, ohne das man an mind. 5 Schneiderei Geschäften vorbei kommt. Hier kann alles vom Anzug über das Kleid bis hin zu Schuhen geschneidert und gemacht werden. Leider haben wir noch einige Länder vor uns und somit entscheiden wir uns dagegen etwas schneidern zu lassen.

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Den Abend beenden wir mit dem ersten Ausflug an die Flußpromenade und entdecken dabei einen weiteren Einfluss der Touristen: Es wird viel mit Lampions, Lampenschiffchen und Flussfahrten geworben. Die Atmosphäre ist gemütlich, auch wenn die ständigen Anfragen schon relativ nervig sind. So ließen wir den Abend am Flussufer mit einem mehr oder weniger guten Cocktail (es war nicht das bestellte aber dafür war reichlich Alkohol drin) ausklingen und erfreuten uns an Hoi Ans zauberhaften Lichtern.

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Tag 2 – My Son

Am nächsten Tag  wollte der Touri in uns wieder etwas kulturelles sehen und erleben. Also machten wir uns auf den Weg zum „kleinen Angkor Wat“ – My Son. My Son wird zwar wie das englische „mein Sohn“ geschrieben, aber „mi san“ gesprochen, was von einem Vietnamesen gesprochen nicht im Ansatz wie das englische Pendant klingt. Bei diesen Ruinen handelt es sich um das wichtigste intellektuelle und religiöse Zentrum der Champa und bildet somit die wichtigsten Ruinen für dieses kriegerische Volk. Auch munkelt man das „My Son“ als Begräbnisstätte für die Cham-Könige verwendet wurde. Den Spitznamen „kleines Angkor Wat“ hat es erhalten, weil es, wie das große Vorbild, aus vielen einzeln stehenden Tempeln und Tempelkomplexen (Anhäufung mehrere Tempel) besteht. Allerdings wird wohl selbst die Einschränkung auf „klein“ nicht im Ansatz Angkor Wats gerecht, wenn man für eine vollständige Besichtigung dessen bis zu 10 Tage einrechnen muss. So haben wir mit einer Gruppe von Touris unseren Weg gesucht und einige sehr nette Eindrücke bekommen. Anbei ein paar schöne Bilder, auch mit dem Versuch so wenig wie möglich Touris auf zu nehmen, was nicht immer so einfach war. My Son wurde bereits im 19. Jahrhundert von den Franzosen wiederentdeckt und angefangen zu restaurieren. In den nachfolgenden Kriegen wurde allerdings einiges zerstört, da dies auch als Truppenstandort verwendet und somit auch bombardiert wurde. Heute hat My Son den Status eines Unesco-Welterbe und es werden erneut Restaurationsarbeiten vorgenommen.

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Als Alternative für den Rückweg hatten wir uns eine Bootsfahrt ausgesucht, welche leider mit allen Bustouren gefüllt wurde und somit war es uns leider nicht vergönnt nur mit unseren neuen Bekanntschaften, einem englischen, älteren Pärchen und einem Polen der in Cambridge studierte, den Fluss entlang zu schippern, wir wurden stattdessen wieder in eine Menge von 20 Touristen gesteckt. Zur Unterhaltung aller machte unser Boot einen Zwischenstopp an der Cam Kim Insel. Hier wurden wir von einem Holzschnitzer zum nächsten geführt, auf die Schwierigkeiten der Holz-Skulptur-Herstellung hingewiesen und natürlich wurde uns angeboten auch etwas davon zu kaufen. Beeindruckend war allerdings der 3-teilige, handgemachte, hölzerne, ca. 1 Meter hohe Pokal der 1000 Drachen, der unverkäuflich ist. Dieses Einzelstück wurde innerhalb eines Jahres geschaffen um mit seinen 1000 Drachen dem 1000-jährigen Geburtstag von Hanoi zu huldigen, einen Feiertag den das ganze Land als großes Fest vor 2 Jahren feierte.

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Am Abend fanden wir uns wieder an der Flusspromenade ein.  Dieses Mal besuchten wir einen kleinen Nachtmarkt und sahen der örtlichen Jugend beim Brake-Dancing zu. Einige konnten das sogar so gut, dass wir uns an moderne Tanzfilme erinnert fühlten. Anderen wiederum war anzusehen, dass sie noch um die Aufnahme in die Tanzgruppe mit dem weißen Hemd kämpften.

Tag 3 – der Touri in uns

Der nächste Tag sollte auch gleichzeitig unser Abreisetag nach HCMC sein. Wir hatten uns gegen eine knapp 20-std. Zugfahrt entschieden und unser Backpacker-Image nun vollständig abgelegt: wir haben einen Flug gebucht. 🙂

Nicht viel teurer als der Zug aber wesentlich kürzer und damit blieb uns einfach viel mehr Zeit um endlich so RICHTIG den Touri raushängen zu lassen: SHOPPEN! 🙂

Durch unsere Erfahrungen an den zwei vergangenen Tagen wussten wir bereits was wir als Mitbringsel haben wollten, nun mussten wir nur noch gute Preise aushandeln. War Steffi bisher im Handeln die forschere gewesen, so zeigte sich Mischa nun von seiner besten Seite. Gelangweilt schaute er auf die Stücke, die ihm Steffi zeigte und drückte alle genannten Preise damit nochmal um mind. die Hälfte runter. Nach mehreren Stunden ausgedehnten Shoppens hatten wir schließlich alles zusammen, machten uns auf zur nächsten Post und gaben unser erstes (und aufgrund der hohen Kosten für Luftverschickung auch mit Sicherheit letztes!) Paket auf.  Hoffentlich kommt es auch an. Inzwischen war es bereits dunkel, das ganze hatte doch länger gedauert als gedacht. Ein kurzes Abendessen mit einem letzten frischgezapften Bier im Cafe 43 bildete den Abschluss unseres erfolgreichen Tages.

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Kurz darauf wurden wir von unserem Fahrer in unserem privaten Shuttle-Car abgeholt und zum Flughafen gebracht. Der Flug hatte zwar etwas Verspätung, ansonsten war aber nichts an ihm auszusetzen. Im Gegenteil. Dieser Flug war auf dem aktuellen Stand eines innerdeutschen Fluges mit der Lufthansa oder Air Berlin! (Easy Jet kann sich da noch ne Scheibe von abschneiden!)

Mit einem letzten Blick durch die Fenster verabschiedeten wir uns von Hoi Ans Lichtermeer – sicherlich eine Stadt die wir immer in guter Erinnerung haben werden!

 

PS.: Für alle die es ggf. bisher übersehen haben: oben können die Bilder auch durchgeschaltet werden.
Es sind immer mehr als es auf den ersten Blick erscheint. 😉