In Bac Ha mussten wir eine schwerwiegende Entscheidung treffen: Wohin nach dem hohen Norden. Klar, der Süden, aber welche Station genau? In einem Gespräch mit 2 Franzosen haben wir mehr oder weniger zufällig erfahren, das der uns schon bekannte Regen in Hué von einem Typhoon kommen soll. Dem wollten wir uns wirklich nicht aussetzen. Also haben wir uns eine Alternative gesucht und gefunden: Ninh Binh.

Von Bac Ha ging es mit dem Bus wieder nach Lao Cai, von dort ging es mit dem Nachtzug nach Hanoi und dann noch 2 Stunden im Soft-Seater (weiche Sitze) nach Ninh Binh. In Ninh Binh hatten uns freundliche Hotelsuchungs-Unterstützer empfangen und uns anschließend verschiedene Hotels gezeigt, bei denen wir schnell wussten, das ist nicht das was wir gesucht haben. Beim dritten Hotel hatten wir dann Glück. Ein freundlicher junger Mann mit hervorragenden Englisch-Kenntnissen hatte uns einen Flyer seines Hotels gezeigt, das (zumindest auf dem Papier) gut aussah. Also nichts wie hin und die Realität mit dem Flyer vergleichen, denn wie in jeder Werbung ist das Hochglanzpapier manchmal einfach nur ein geschöntes Abbild von längst vergangenen Tagen. Doch nicht in diesem Fall. Natürlich waren Sauna und die Massage-Räume nicht der ausschlaggebende Punkt, sondern eher ungenutzte Gimmicks. Die Räume und das gesamte Angebot haben uns auf Anhieb überzeugt. So ganz nebenbei erwähnt, hatten wir auch gelernt uns auf solche Leute am Bahnhof etwas ein zu lassen, denn ohne diese nette Abholung hätten wir den Weg in die Altstadt und dieses Hotel wohl nie gefunden.

Als Bestandteil des guten Angebotes des Hotels gab es eine Umgebungskarte mit den wichtigsten Punkten, die wir auch direkt zu Fuß erkunden wollten. Nur wenige Straßen und einige Häuserblöcke weiter hatten wir uns dann auch schon verlaufen. Na ja, zumindest in Straßen wiedergefunden die nicht auf der Karte waren. Glücklicherweise haben die Ausbildung beim Bund und markante, große Straßen den unbestreitbaren Vorteil erbracht den Weg letztendlich wieder zurück zu  finden. Am Nachmittag hatten wir uns einen Scooter (Automatik-Roller) vom Hotel ausgeliehen und  sind anschließend mit der gleichen Karte zu Sehenswürdigkeiten aufgebrochen:  Mua Cave, Tam Coc und die Bich Dông Pagode waren unsere Ziele.

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Der Verkehr war in Ninh Binh zum Glück bei weitem nicht so schlimm wie in Hanoi (Altstadt) und somit war das Fahren an sich gar kein Problem. Einzig die Karte hat auch hier wieder die Tücken im Detail versteckt. Die eingezeichneten Wege hatten wir leider nicht gefunden, dafür aber immer wieder das Krankenhaus und etliche Schulen drum herum (Anmerkung von Steffi: Das war EINE Schule die wir uns dank Mischas Fahrweise von allen Seiten ansehen durften 🙂 ).Nach wenigen Minuten kam wieder die Ausbildung vom Bund durch und dadurch, gepaart mit Hinweisen der freundlichen Bevölkerung, haben wir schlussendlich einen Weg gefunden, zumindest einen Weg zu Tam Coc und der Pagode, der Weg zur Mua cave blieb uns leider verschlossen.

Rückwirkend muss ich sagen, eventuell war es gar nicht so tragisch wie es lief. So sind wir nämlich bei Tam Coc angekommen und konnten als eines der letzten Boote die ca. 2h Tour starten, bei der uns eine freundliche (wenn auch geldgierige) alte Dame durch sehr hohe Felsenlandschaften und unter ganze Berge durchruderte. Die Besonderheit bei dieser Art der Fortbewegung ist aber vor allem die Art mit der die Ruderer dort arbeiten: entspannt nach hinten gelehnt und mit dem Füßen an den Paddeln, treiben sie das Boot voran. (JAAAA, sie hat die Paddel mit den Füßen bewegt!!!)

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Unglaubliche Landschaften offenbarten sich uns und in dem kleinen Boot kamen wir uns neben den vielen riesigen Bergen sehr klein vor. Doch vor allem eins hatte es mir angetan: Die Ruhe. Das erste Mal seit langem gab es mehr als 1h keine Hupe oder Motorgeräusche zu hören und auch wurden wir hier nicht von lästigen Verkäufern gefragt, ob wir was kaufen wollten. Zumindest bis wir bei der Kehrtwende angekommen waren. Dort lauerten die Verkäufer und versuchten mit allen Tricks uns das Geld aus dem Kreuz zu leiern. Selbst der bereits im Lonely Planet angedrohte Trick wenigstens etwas für die arme Dame an den Rudern zu Trinken zu kaufen wurde an uns versucht. Doch wir waren vorbereitet und hatten selbst eine kleine Flasche Wasser aus einem der Züge einstecken, die wir völlig uneigennützig der Dame angeboten hatten, wodurch nun kein Verkaufsargument mehr vorhanden war. 😉

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Kurz vor dem Anlegen kam dann aber doch die Geldgier der Paddlerin durch, als sie uns ganz offen nach Trinkgeld gefragt hat. Da sie uns wirklich gut unterhalten und einige schöne Dinge gezeigt hatte, war ich bereit etwas hin zu geben. Doch dies war ihr offensichtlich zu wenig, sie fragte auch noch direkt bei Steffi nach, ob sie nicht auch was geben wollte…
Zu unserem Glück konnten wir aber trotz des „kleinen Trinkgeldes“ trockenen Fußes aussteigen und weiter zur Bich Dông Pagode fahren.

Diesmal ohne Umwege, war diese schnell gefunden und wir machten uns auf den Weg zu den 3 Pagoden die hier in unterschiedlichen Höhen untergebracht sind. Die erste Pagode war von vorn noch relativ unspannend, wurde aber schnell beeindruckend, als wir diese umrundeten und uns klar wurde: sie ist in eine Höhle eingelassen und bildet nur die Front zum Aufstieg zu den 2 anderen. Wir durchquerten eine Höhle mit einer 300 Jahre alten Glocke und etlichen Fledermäusen und erklimmten Stufe um Stufe auch die restlichen beiden Tempel, die uns mehr von der Aussicht, als von dem inneren Aufbau beeindruckten.

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Auf dem Rückweg ging zu unserem eigenen Erstaunen alles super, nur der Feierabend-Verkehr machte es mir nicht immer so leicht zu fahren, wie es noch am Nachmittag der Fall war.

Unbeschadet sind wir am Hotel angekommen und konnten den Abend mit einem leckeren Essen und etwas zu trinken ausklingen lassen. Während der Gespräche ist hierbei Steffi ein Glas ins Auge gesprungen: Ein Glas 2/3 voll mit Schlangen und darüber eine klare Flüssigkeit.

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Uns war klar, dass dies Schnaps ist, aber ein Foto davon brauchten wir schon. So bin ich hin gegangen und habe nichts ahnend fotografiert, als einer der Kellner meinte, ob ich nicht probieren möchte, es ginge aufs Haus. Neugierig geworden willigte ich ein und auf einmal hatte ich einen ordentliche Hieb vor mir stehen. Nun ja, was soll ich sagen. Zur Unterhaltung des Kellners habe ich angesetzt und es hat etwas scharf geschmeckt und auf der Zunge gekitzelt, aber es war leckerer „Schlangenwein“. 😀
Auch Steffi ließ es sich nicht nehmen und auch sie kam in den Genuss dieses Gebräus. Ein würdiger Abschluss des Tages.

Für den 2. Tag vor Ort hat uns unser Hotel einen Fahrer besorgt, der uns in den  Cuc-Phuong-Nationalpark fuhr,  Vietnams ersten Nationalpark, Dort machten wir zunächst eine Führung durch das „Turtle Conservation Center“ und das „Endangered Primate Rescue Center“ mit. Diese beiden Einrichtungen, die durch zoologische Einrichtungen der ganzen Welt unterstützt werden, kümmern sich um die Aufzucht und Nachzucht von gefährdeten Schildkröten und Primaten, sowie um Tiere aus illegalen Verkäufen. Auf dem Schwarzmarkt bringen die seltenen Affen zwischen 200 und 1000 US$ und werden gerade in China für medizinische Zwecke verwendet. Im Cuc-Phuong-Nationalpark nimmt man diese Tiere auf, behandelt und versorgt sie und versucht sie nach Möglichkeit wieder in den Park auszuwildern.  Wir durften uns sowohl die vorübergehenden Unterkünfte der Tiere, sowie das Auswilderungsgelände ansehen, was sehr interessant war. Und bei der Gelegenheit haben wir auch noch ein paar Bekannte getroffen! 🙂

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Im Anschluss haben wir uns von unserem Fahrer weiter in den Park fahren lassen, 222 km² komplett zu laufen wäre uns doch etwas zu viel gewesen. 😉 An einer guten Stelle hat uns unser Fahrer rausgelassen und wir haben eine kleine Wanderung zur „Höhle des Prähistorischen Menschen“ gemacht. Da das Wetter nicht ganz optimal war, waren auch kaum andere Leute unterwegs, sodass die Stimmung im Park immer mehr an „Indiana Jones“ erinnert hat.

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Danach hat uns unser Fahrer zur Mitte des Parks gebracht und wir haben eine weitere Wanderung unternommen. Ein 6 km langer Rundweg zum „Tausendjährigen alten Baum“ und zur „Palace Cave“. Nun ja, Susi… ab JETZT verstehen wir dein Problem mit Rundwegen! 🙂
Ungefähr zwei Meter hinter Wegesbeginn fing das Grauen für Steffi auch schon an:

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Und die „kleinen“ Biester begleiteten uns nun auch leider auf Schritt und Tritt. Während Mischa sich also die Gegend anschaute, suchte Steffi von nun an mit ihrem eingebauten Spinnenradar nur noch den Boden ab, blieb stehen, quietschte an den jeweiligen Stellen und war eigentlich für nichts mehr zu gebrauchen. Zum Glück hat Mischa aber zwischen seinen tapferen Versuchen den Weg vor Steffi spinnenfrei zu bekommen das eine oder andere Stimmungsbild auffangen können.

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Obwohl 6 km ja eigentlich nicht sooo lang sein sollten, nahm der Weg kein Ende. Inzwischen hatte sich auch noch Regen zu den Spinnen gesellt, die Pfade wurden glitschiger und weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Da es nur einen Weg gab waren wir uns aber ziemlich sicher noch richtig zu laufen, auch wenn unser Orientierungssinn uns in Ninh Binh ja schon mehrmals im Stich gelassen hatte. Das einzige Gute an der Sache war, das Steffis Überlebensangst „Wir kommen hier nie mehr raus!“ irgendwann ihre Spinnenangst übertraf und sie sich zumindest auch wieder etwas auf die Umgebung einlassen konnte. Und irgendwann fanden wir auch tatsächlich noch ein weiteres Touripaar, das sich seinen Weg durch das Unterholz kämpfte. Zu viert  schafften wir es dann auch tatsächlich den Wald zu verlassen und unsere Fahrzeuge wieder zu finden. Vollkommen durchnässt, mit Matsch und Lehm getränkt und mit den Nerven am Ende fuhren wir dann wieder nach Ninh Binh zurück, nur um bereits im Auto festzustellen: war doch eigentlich alles gar nicht so schlimm. Im Gegenteil, die Natur war atemberaubend schön und eindrucksvoll. 🙂

Abends ging es dann mit dem Nachtbus nach Hué, ein weiteres Abenteuer, was allerdings eher der Fahrweise in Vietnam zu verschulden ist. 😉

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