Was für eine Fahrt…

Der Morgen begann wieder einmal entspannt, Frühstücken mit Blick über den Mekong, entspanntes Warten auf die Abholung und vor allem Kennenlernen was es heißt „Lao“ zu genießen. Das letzte was ein Laote macht, ist Stress zu empfinden. Erst wenn so etwas wie ein Moped geklaut wird, erwacht das feurige Temperament eines aufgebrachten Asiaten in ihm, ansonsten durchzieht eher Eis die Blutbahnen der Laoten, zumindest gemessen an seiner „Coolness“ und gemessen an der Ruhe, die er ganztägig ausstrahlt.
So saßen wir auch diesmal ca. 20 Minuten nach vereinbarter Zeit mit unserer Unterkunfts-Cheffin zusammen und warteten auf unsere Abholung. Sofern man nach Lao-Zeit rechnet, pünktlich kamen auch immer mehr größere Boote vorbei, welche die Chefin direkt zum Aufstehen verleitete. Bei den ersten hatte sie allerdings mit einem freundlichen Lächeln abgewunken und meinte „das sind nicht unsere, das sind 2 Fahrer und die haben Rettungswesten“. So viel also zu den zu erwartenden Sicherheitsstandards. 30 Minuten nach vereinbarter Zeit (das hätte gut in die Frühstückszeit investiert werden können *schmacht*) und somit absolut pünktlich (Lao-Zeit) kam dann unsere Abholung. Das Boot war voll mit Touris, anscheinend kommt man von der Insel nur genauso überfüllt runter, wie man drauf kommt. Nun gut, die letzte/erste Reihe im Boot gehörte uns, wir fuhren ohne viel Umwege direkt zum Festland.

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Dort angekommen schlängelte sich die Herde Touris durch die Straßen in Richtung Bus Station. „Oha, das wird hoffentlich ein großer Bus“, waren die Worte die uns als erstes durch den Kopf schossen. Der mittlere Bus, der dort bereits stand, war definitiv zu klein. Schnell bemerkten das auch die anderen Touris und Unruhe breitete sich aus. Das Gepäck wurde auf einem Haufen gesammelt, ansonsten gab es nur noch eine Horde nervöser Touris. Als die Bus-Unternehmen-Angestellte ihrer Pflicht nach kam und die Tickets aller Mitreisenden beim Einstieg in den Bus kontrollierte, konnte man denken sie verkaufe Eis in der Wüste oder Tickets für das nächste Robbie Williams Konzert. Jeder wollte in diesen Bus und dank Steffis „Durchschlängel-Methode“ kam es auch dazu, dass wir relativ zügig drin saßen. Bald stellte sich heraus, das dies eine gute Idee war, die Plätze reichten wirklich nicht aus. Der Fahrer belud bereits den Bus, verteilte Gepäck im Ladebereich und anschließend auf dem Dach, die Touris wurden noch nervöser. Ein aufgebrachter Deutscher verlangte im klarsten Englisch, wie man es mit einem harten Deutschen Akzent sprechen konnte, von einem anderen Mitreisenden, den er fälschlicherweise für einen Angestellten des Busunternehmens hielt, die Aufklärung warum die Organisation so schlecht sei, immerhin habe er doch 50.000 Kip (5 €) für die ca. 200km lange Fahrt bezahlt! Während wir uns überlegten, ob wir auch als Schweizer oder Österreicher durchgehen könnten, stiegen die Temperaturen dank seitlicher Sonneneinstrahlung und nicht vorhandener Klima-Anlage auf lockere 70 Grad an – zumindest hatte Mischa das gleiche Schwitz-Verhalten wie in der Sauna, es konnte also gar nicht anders sein. Nach gefühlten 30 Minuten und einem total nassen T-Shirt in der Hitze, ging es nun endlich voran. Alles war verladen, die überzähligen Passagiere wurden mit einem Minibus transportiert (unser liebgewonnener deutscher Mecker-Fritze hat seinen Willen bekommen und den Sitzplatz des freundlichen chinesischen Mitreisenden bekommen, den er vorher so beschimpft hatte und der – wohlangemerkt – sogar einen höheren Fahrpreis zahlen musste!) und falls das eigene Gepäck hier evtl. nicht im Bus war, wurde es mit dem anderen transportiert, also kein Problem.
Während der Fahrt konnten wir etwas von der Landschaft bewundern und uns fiel direkt auf, dass die Reisfelder hier nicht so grün wie in Vietnam und Kambodscha waren. Vielleicht liegt es am falschen oder fehlenden Bewässerungssystem, aber das ist eher unsere Vermutung, weil uns die auffälligen Wassergräben aus den vorherigen Ländern hier völlig fehlten.Dennoch hat Laos bereits in den ersten Minuten eine ganz eigene Faszination ausgeübt. Eventuell weil alles irgendwie kleiner wirkte, wir konnten fast während der ganzen Fahrt Berge sehen, was bei den vorherigen Ländern nicht so ausgeprägt war.
Die Fahrt im Saunabus ging zum Glück nicht lange, nach ca. 3 h kamen wir bereits an unserem Ziel, Paksé, an. Dort stürmten wieder alle Touris auf zu den bekannten Unterkünften, wir mitten drin. Das erste Hotel machte einen guten Eindruck, aber leider wollte Mischa wieder erst „ein Gefühl“ für die Gegend und die Preise bekommen. So rauschten wir noch in mehrere andere Gästehäuser nur um fest zu stellen, das wohl das erste doch das beste war. Warum leider?! Nun ja, das tolle Zimmer welches wir uns angesehen hatten, wurde vor unserer Nase einem französischen Pärchen gegeben und wir mussten auf ein „altes“ Zimmer zurückgreifen. Hier fehlte einfach die Modernisierung, aber dennoch war es gut. Hieraus ergab sich allerdings die Erkenntnis auf das Bauchgefühl von Steffi zu vertrauen und die nächsten Hotels nicht mehr so lange auszusitzen (für diese Erkenntnis hat es auch nur anderthalb Monate und drei Länder gebraucht… 😉
Eine erste Erkundung von Paksé zeigte uns das bereits vermutete: hier gibts nicht viel außer das nahgelegene Bolaven Plateau. Wir planten also im Groben eine Tour um die für uns interessanten Punkte. Wenige Minuten später war uns klar: wir wollten Wasserfälle und viel Landschaft sehen. Kaffee-Farmen waren für uns weniger von Interesse, lieber Natur, Land und Leute. Doch hierzu brauchten wir ein Motorrad. Der freundliche Franzose von „Miss Xoy“ half uns hier gern und vor allem sehr kompetent.  Er besprach mit uns wichtige Punkte und zeichnete sie auf einer Karte ein, die wir, solange wir noch kein Moped gemietet hatten, nicht bekamen. Das klang fair. Sachkundig erklärte er uns einige Besonderheiten, zum Beispiel das „ethnische Dorf“, zu dem Einheimische am Morgen hin fahren, sich die Tracht anziehen die sonst keiner mehr in der Region trägt, vor Hütten setzen und auf Touris warten, die für ein Foto bezahlen dürfen. Außerdem an welchen Wasserfällen man schwimmen kann und welche einfach nur zu besichtigen sind.
Am nächsten Tag kamen wir um die Karte und ein Moped abzuholen. Wie immer war das Moped in einem TOP-Zustand, der linke Spiegel zeigte immer wieder den Sicherungsgriff von Steffi um Mischas Bauch und keinen ablenkenden Straßenverkehr, hier war Sicherheit definitiv groß geschrieben. Nur als sich der vorn angebrachte Tragekorb von 2 seiner 3 Halteschrauben verabschiedete, war der Unmut doch etwas spürbar.
Unsere erste Tour mit einem „Schalt-Moped“ verlief anfangs etwas ruckelig, aber mit zunehmenden Kilometern reibungslos. Wir fuhren Richtung Champasang auf einer guten Straße, die uns einige wundervolle Eindrücke über das Leben auf dem Land in Laos vermittelte.

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Unser erstes Ziel war das Wat Phou, die wichtigste Khmer-Ruine außerhalb Angkor Wats. Die Ruinen nahmen zwar nicht annähernd so eindrucksvoll wie Angkor Wat, dafür waren sie wahnsinnig gut gelegen und die Aussicht einfach fantastisch. Früher führte einmal eine Straße von Wat Phou bis nach Angkor (also Siem Reap). Ob die damals auch schon solche Probleme mit den Reisen hatten?! Immerhin ging die Straße ja auf direktem Wege bis ins Zentrum des Khmer Reiches…

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Im Anschluss jagten wir unsere kleine 100 ccm-Maschine die hügelige Straße zum Bolaven-Plateau hinauf. Auch zunehmende Gewitterwolken konnten uns nicht schrecken, wir wollten an die Wasserfälle! Wie üblich fuhr Mischa erst einmal an dem ersten vorbei und so konnten wir direkt zum höchsten Wasserfall Laos fahren. Wie am Bild erkennbar, dieser schöne Wasserfall nutzt eine Vertiefung innerhalb eines Tales um diesen Titel zu erreichen. Manch einer (Steffi) vermutet sogar er habe sich dieses Loch über die Jahrhunderte selbst geschaffen. Diese These kann uns wohl nur ein Experte be- oder widerlegen.

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Wow, das war schon ein guter Anfang, nun auf zum nächsten. Nach einem etwas versteckten Weg standen wir vor unserem 2. Wasserfall in Laos. Dieser erinnerte wiederum an den Wasserfall aus der blauen Lagune, leider war das Wasser zu kalt um es mit entsprechenden Szenen nachzustellen. 😉 – Dennoch soll auch hier wieder ein Bild beweisen das nicht nur unsere Fantasie mit uns durch ging.

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Unglücklicherweise mussten wir uns nach diesen 2 Wasserfällen wieder auf den Heimweg machen, uns stand noch eine Fahrt von ca. 45km bevor, Umwege und verfahren nicht mit eingerechnet. 😉 – Anscheinend konnte sich aber nun doch die gute alte Bund-Ausbildung durchsetzen, wir fanden den Weg ohne Probleme. Eventuell half uns hier auch die Karte, aber zumindest Mischa ist felsenfest davon überzeugt, dass es an der Bund-Ausbildung lag.

Unseren 2. Tag begannen wir so ähnlich wie wir den letzten beendet hatten, allerdings bogen wir nach 20km auf dem Bolaven-Plateau ab und fuhren anderen Wasserfällen und dem Fake-Ethnic-Village entgegen. Wir waren nicht wirklich an den kostümierten Einheimischen interessiert, eher an dem dort vor zu findenden Wasserfall. Bedauerlicherweise war am Ende das Kostüm-Dorf interessanter als der Wasserfall, ich glaube die vom Vortag haben uns schon zu sehr beeindruckt. Wie zu erwarten, schafften das die Dorfbewohner allerdings nicht. Mit dem Hintergrundwissen eines Kostümfestes kam einfach kein passender WoW-Effekt auf. Schade, ich glaube es war ein guter Versuch. Viel mehr die Aufmachung des dazugehörigen Resorts sprach uns an, es wurde hier viel in die Natur integriert, leider schon vor vielen Jahren und ohne Modernisierung. Hier ein Beispiel der „natürlichen Häuser“ der „Einheimischen“.

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Die Fahrt zum 2. Wasserfall der nördlichen Route barg wieder ein Herausforderung an das fahrerische Können. Nicht alles lief glatt, aber nach 10km teilweise sehr harter Straßen kamen wir an. Tjoar, anscheinend kommt wohl sonst keiner und sieht sich dort um. Die Wege waren teilweise vom Wald zurück erobert und größtenteils kaum noch zu finden. Bedauerlicherweise spiegelte auch der Wasserfall den Grund dafür wider. Es war nicht lohnenswert diesen beschwerlichen Weg zu fahren… Enttäuscht fuhren wir zurück.

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Nachdem uns die 2 aus der anderen Richtung eher enttäuscht hatten, wollten wir dem verpassten Wasserfall vom Vortag eine Chance geben. Soeben angekommen mussten wir aber unter das Vordach einer Hotellobby flüchten, es schüttete wie aus Eimern und wir konnten uns nur noch in die Hotellobby zurück ziehen, als das tagesübliche Gewitter langsam auch unseren Platz unter dem Vordach durchnässte. Nach ca. 1h erzwungener Entspannung konnten wir uns zu den letzten Metern zum Wasserfall auf machen. Zumindest dieser entschädigte uns für die Strapazen des Tages. Er kam zwar nicht an unseren „blaue Lagune“-Wasserfall ran, aber war dennoch ein Lichtblick am heutigen Tag.

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Am Abend wieder in Paksé angekommen, brachen wir zu der am Vortag gebuchten Tour mit dem Sleeping-Bus nach Vientiane auf. Wir hatten einen Zeitplan einzuhalten. Gemeinsam mit einem deutschen Studenten und einem Franzosen teilten wir uns die Delux-Kabine über dem Fahrer und hatten dadurch praktisch die komplette Busbreite mit Matratzen ausgelegt und zur freien Platzeinteilung. Warum wir einen Zeitplan für die Reise nach Vientiane hatten gibt es im nächsten Abschnitt zu lesen.