Unsere Abreise von Paksé war vor allem von einer Sache geprägt, wir mussten am 28.11.2013 am Flughafen sein….
Wir nahmen wieder einmal den Nachtbus, Sleepingbus selbstverständlich. Für alle die nicht wissen wo der Unterschied ist, der kann sich auf den Artikel zu Chiang Mai freuen. 😉 Als wir an der Busstation ankamen, begrüßten uns 2 Reihen a 3 Busse jeweils mit Ziel Vientiane. Wahrscheinlich konnte man sich die Busse je nach Beleuchtung und Party-Stimmung aussuchen, denn hier gab es total abgefahrende Busse (ohhhh welch Doppeldeutigkeit 😉 ). Wir merkten alsbald, dass wir keine richtige Auswahl hatten, vielmehr hatten wir schon mit dem Ticketkauf bestimmt, welche Diskobeleuchtung uns transportieren wird. Das es sich dabei wirklich um eine Diskobeleuchtung handelte, spiegelten die blauen LEDs am Radkasten, die Broadway-ähnliche Laufschrift an der Front und selbstverständlich lauter farbige LEDs im Fahrerbereich wieder. Sogar unsere Kabine wurde von einem blauen Licht beleuchtet. Dank VW wissen wir ja inzwischen alle das blau glücklich macht. Vielleicht lag es daran, dass unsere Kabine die wohl beste des Busses und unserer bisherigen Reiseerfahrungen war, oder aber es war schlicht und ergreifend genau SO. Wir waren direkt ganz vorne, über dem Fahrer, konnten einen Blick auf die Straße werfen und hatten das Gefühl unendlicher Feiheit vor der Nase. Nun gut, und teilweise die Baumkronen auf Augenhöhe, direkt zum Greifen nah. Davon zeugten auch die Einschläge links und rechts an den Ecken unseres Panoramafensters, selbstredend fachmännisch gefixt mit Panzertape. Da die komplette Breite mit Matratzen ausgelegt war, hatten wir gefühlt ein Bett für 6 Mann und teilten uns dies zu viert. Mit dem deutschen Studenten und den bereits vor dem Bus kennengelernten Franzosen Tim tauschten wir noch etwas Reiseerfahrungen aus und verfielen dann in den besten Nachtbus-Schlaf den wir bisher hatten.

Mit annähernd in high-5 Reichweite vorbei ziehenden Baumgipfeln verging die Nacht wie im Fluge, sodass die Ankunft in Vientiane fast überraschend und verfrüht erschien. Im Halbschlaf und gegen 7 Uhr ließen wir der Tuk-Tuk Mafia ihren Willen und bezahlten für die Fahrt in die Innenstadt. Dort angekommen suchten wir ein Hotel, diesmal aber bereits für 3, wir sollten einen Gast bekommen.
Anfänglich war diese Suche alles andere als einfach, meistens gab es keine guten Zimmer oder nur völlig überteuerte Mehrbettzimmer (6 Leute und aufwärts) mit Doppelstockbetten und lausiger Sauberkeit. Letztenendes fanden wir aber etwas, leider mit einem kleinen Manko: es war ein 3-Mann Zimmer. Ein großes Bett, gedacht für die Eltern und ein schmaleres, gedacht für die Kinder. Nach kurzer Überlegung war dies die beste Alternative und so beschlossen wir ab dem Abend als Familie zu reisen. 😉 Den Tag verbrachten wir mit der Erkundung der notwendigen Infrastruktur, Essen, Einkaufen, Sightseeing, Wäscherei und Reisebüros für eventuelle Touren und/oder Weiterreise. Alles war gut zu erreichen, doch am Abend setzte der erste Schock ein, die machten hier um 18 Uhr zu… Wir sind in der HAUPTSTADT und alles schließt gegen 18 Uhr… Vereinzelte Läden bieten auch noch Supermarktware bis Mitternacht, aber diese sind teilweise nur mit viel Suchen zu finden… So etwas gab es in Kambodscha und Vietnam max.auf dem Dorf… Irgendwie ungewohnt…

Gegen 20:30 Uhr machten wir uns auf den Weg, wir wollten unseren „Kleinen“ nicht allein am Flughafen stehen lassen. Wie es sich für gute Abholer gehört, hatten wir ein schickes Schild gebastelt, damit unser Gast auf keinen Fall an uns vorbei laufen konnte. Nach einigen Businessreisenden (kar zu erkennen am schnellen Ausstieg, Anzug, Hemd und Trolley), tauchte er auf. Herausragend wie ein Hühne inmitten einer chinesischen Reisegruppe kam er, verwirrt und verstört wie immer, auf uns zu: Pumba, aka Timo.
Nach einer herzlichen Begrüßung ging es zum Hotel und zum Essen, auf die gelungene Anreise mit dem ersten Lao-Bier für Timo anstoßen und den ersten Geschmack von Backpacker-Essen aufnehmen. – Fried Rice with Chicken 😉

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Am nächsten Tag wollten wir direkt mit einer kleinen Stadterkundung als Einstieg für Timo starten.
Nach unserem Frühstück erkundeten wir den wohl recht neugebauten chinesischen Tempel direkt vor unserer Tür und fingen an Timo mit Infos über besondere Bauweisen, Kulturgeschichte und generell asiatische Kultur und Unterschiede zu bombardieren. Er wehrte sich nicht, also fuhren wir bei jeder bietenden Gelegenheit damit fort.
Wir besuchten einen kleinen Wat, verdeutlichten die Unterschiede zum ersten Tempel und näherten uns immer mehr unserem eigentlichen Ziel, dem Wat Si Muong. Dies ist wohl das älteste Wat Vientianes. Ein recht kleiner Gesamtbau überzeugte allerdings und ließ keine Langeweile aufkommen. Für uns waren vor allem wieder diese kleinen, aber feinen Unterschiede zu anderen Wats faszinierend. Zum Beispiel gibt es in Kambodscha sehr viele Darstellungen der Nagas (Schlangen) an Tempeln. Die gibt es in Laos auch, aber sie sehen anders aus und heißen auch anders. Hintergrund ist die unterschiedliche geschichtliche Entwicklung. Während wir nicht genau wissen aus was sich die Darstellung der Nagas in Kambodscha entwickelte, stammen die „Nagas“ in Laos wohl von einem sehr alten Schlagenkult ab und wurden schätzungsweise über die Jahrhunderte mit den „fremden Naga“ vermischt. Während unserer Besichtigung konnten wir etwas bei einer Reisegruppe lauschen und lernten ein paar neue Sachen über Buddha, sowie dem Buddhismus generell. So ist vor allem eins wichtig, Buddha ist nicht der Name einer bestimmten Person (so wie bei uns „Gott“), sondern immer ein Mensch, der sich vor allem durch seine Taten zum Titel „der Erleuchtete“ aufschwang. Auch lernte Mischa, dass viele Buddhisten immer mehr der Überzeugung sind, Jesus Christus wäre eine Reinkarnation von Buddha gewesen, immerhin passen viele Merkmale von Buddha auch auf Jesus. Nun gut, über diese These sollen sich nun die Theologen die Köpfe einschlagen, Mischa findet die Idee spaßig und befremdlich aber auch ein wenig zumNachdenken anregend, selbst als „Ungläubiger“. Timo war sichtlich beeindruckt von dieser anderen Welt und fotografierte annähernd so viel wie Mischa, was durchaus eine Leistung ist. 😉
Während wir uns weiter Richtung nächster Sehenswürdigkeit bewegten, sprang uns der Einfluss der Franzosen in der Stadt stark ins Auge. Angefangen bei dem irgendwie fanzösisch anmutenden Baustil des Präsidentenpalastes, bis hin zu einer langen Straße die auf ein Monument führte, analog zur Champs Élysées und dem Triumpfbogen. Hier merkten wir am allerdeutlichsten die alte Kollonnialmacht Frankreich. Der „Triumpfbogen“ war auch unser nächstes Ziel. Dort angekommen erklommen wir den eher schmucklosen vierbeinigen Tower um einen Überblick über die Stadt zu bekommen. Dieser Bogen wurde leider nicht mehr beendet, bevor die Franzosen aus Laos vertrieben wurden, somit ist vieles unvollendet, aber der Ausblick war wirklich schön und gab uns einen ungefähren Eindruck der Größe dieser Hauptstadt. Obwohl hohe Gebäude fehlten, erstreckte sich die Stadt auf etliche Kilometer und verhinderte so einen echten Überblick zu bekommen. Beim Auf- und Abstiegt merkte man aber die Geschäftigkeit der Laoten, überall wo es möglich war, bauten sie einen Stand hin um extrem überteuerte Souveniers und kopierte Bücher (z.B. der Lonely Planet) an ahnungslose Touristen zu verkaufen.

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Nach dieser eher enttäuschenden Tour ging es weiter zum wohl bekanntesten Bauwerk Laos. Auf dem Weg dahin sahen wir noch den Welt-Friedensgong, der mit allen Nationen und Religionen im Einklang stehen soll. So auch mit dem Hinduismus, dessen Symbol das umgedrehte Hakenkreuz ist. Für uns als Deutsche ist dieser Anblick irgendwie verstörend, immerhin steht dieses Symbol mit so viel Schlechtem und Grauenvollen in unserer Geschichte in Verbindung, dass es irgendwie nicht mit einer friedlichen Religion oder sogar einem Welt-Friedensgong in Verbindung gebracht wird. Die Schatten der Vergangenheit…

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Nach gefühlten 50 km (die Einschätzung lag nur an Mischas Hunger) erreichten wir unser Ziel, die Pha That Luang. Während der letzten 40km jammerte Mischa bereits über die Entfernung, doch bei diesem Anblick war alles vergessen. Er zückte seine Kamera und vergaß alles drum herum. In dieser in Gold geschmückten Stupa ist eine der vielen in der asiatischen Welt zu findenden Reliquien Buddhas untergebracht (in diesem Fall soll es sich um ein Stück Brustbein von ihm handeln).  König Setthathirat hat die Stupa auf einer alten Khmer-Stelle bauen lassen und sich davor wohl selbst eins der coolsten und lässigsten Denkmäler gesetzt. Definitiv eines laotischen Königs würdig, so viel Ruhe strahlt wohl sonst kein Herscherrabbild aus, aber urteilt selbst. (Siehe Titelbild)

Neben diesem beeindruckenden Goldbau befindet sich ein weiterer Wat, der mit bunten Bildern die Geschichte  Buddhas und seinem Weg zur Erleuchtung beschreibt. Diese Geschichte wollte uns Steffi vorstellen, leider warten wir (Timo und Mischa) noch 2 Wochen später darauf. 😉 😛
Neben dem sehr schönen Innenausbau war auch das Gebäude an sich wieder einmal sehr beeindruckend und verleitete Mischa zu einigen Bildern. Eher per Zufall verbrachten wir die letzte Stunde vor Sonnenuntergang hier in diesem Bereich und dank einer sehr gnädigen Wetterfee konnten wir ein beeindruckendes Schauspiel erleben. Während bei unserer Ankunft noch Wolken den Himmel verhingen, schoben sich diese, wie von Geisterhand während unseres Aufenthaltes dort zur Seite und wir konnten die goldene Stupa im Sonnenuntergang erleben. Diese ist so ausgerichtet, dass sie von der untergehenden Sonne in strahlenstem Gold erleuchtet wird, während der König lässig dem Sonnenuntergang entgegen sieht und die leuchtende Gedenkstätte in seinem Rücken hat. Seinem Beispiel folgend schossen wir in einer abschließenden Fotosession einige Bilder, die mit Sicherheit an mind. einer Wand ihren Platz finden werden.

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Am Abend schlenderten wir noch etwas über den Nachtmarkt, eine Tätigkeit, die wir anschließend jeden weiteren Abend in unterschiedlichen Städten wiederholen sollten… Auf dem Nachtmarkt konnte Timo das erste Mal die einheimische Straßenküche probieren, hier gab es unterschiedliche Eindrücke und nicht alles schmeckte ihm auch auf Anhieb.

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Der nächste Tag begann wie das Tagesprogramm am vorherigen geendet hatte. Wir besuchten einen Wat, diesmal den wohl berühmtesten der Stadt. Auf dem Weg dahin konnten wir nicht an den folgenden Papp-Figuren vorbei laufen, gerade Timo wollte unbedingt seine Prinzessinen-Ader ausleben.

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Der vor uns befindliche Wat war, im Verhältnis zu anderen Wat’s, doch recht klein und beinhaltet wohl die konzentrierteste Ansammlung von Anbetungsstationen in Vientiane. Neben dem eher gelangweilt und arrogant wirkenden Mönch gibt es verschiedene Stationen, selbstverständlich auch Buddhas, und uns bis dahin unbekannte Stationen, an denen die Gläubigen ihre Wünsche erhören lassen konnten. Eher von der Masse an Menschen die diesen Wallfahrtsort besuchten, als vom Tempel selbst beeindruckt, verließen wir die wenig ruhige Pilgerstätte der Gläubigen dieser Stadt. Unser letzter Besuch sollte dem Lao National Museum gelten um etwas über die Geschichte Laos in Wort und Schrift, untermalt mit Bildern und Reliquien zu erfahren. Leider durfte dort nicht fotografiert werden, dennoch war es besonders interessant einen Einblick in die unterschiedlichen ethnischen Gruppen in Laos zu erhalten. Außerhalb dieses Museums fanden wir dann doch noch ein sehr beeindruckendes Ausstellungsstück, bei dem fotografieren erlaubt war. Vor uns stand ein Baum, ca. 4 Meter hoch und komplett mit Schnitzereien verziert. Hier wurde das Leben von Laos in seinen unterschiedlichen Facetten darstellt. Neben dem obligatorischen Berg Mt. Merú gab es auch Darstellungen von Tieren und normalen Einheimischen zu finden. Eine gute Mischung zwischen Glauben, Natur und Mensch – leider nur in dieser Schnitzerei auch so vorzufinden.

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Nachdem wir uns gestärkt hatten, machten wir uns abfahrtsbereit für die nächste Nachtfahrt, die erste für Timo in diesem fremden Land. Die Abholung klappte wie immer super, war pünktlich (nach laotischer Zeitrechnung) und fuhr auch nur 1x im Kreis um alle einzusammeln. Auf der Ladefläche dieses 2-Reihers kamen wir recht schnell mit einer Deutschen höheren Alters ins Gespräch, die sehr gern mehr über alle Aspekte unserer bisherigen Reise erfahren wollte. An der Bus-Station angekommen war der Bus schnell gefunden und ein beeindruckendes Schauspiel zu erleben: Timo war nämlich nervös. Gefühlte (!!!) 20 Toiletten-Gänge und 30 Kippen später, in Zeit ca. 40 Minuten, fuhren wir dann los. Mehr dazu im Abschnitt Luang Prabang.